Montag, 5. November 2012

Ein Sommer in Asselt


Das Wochenende ist der schönste Teil der Woche. Wir bleiben nie im Hafen und fahren hinaus. In Asselt bin ich gerne. Da kann ich frei herum sausen. Weit und breit keine Straße, nur Ackern, Wiese und Felder. Ein richtiges Hundeparadies. Für Junior, unser Weiberheld, schaut es manchmal anders aus. Wenn eine läufige Matz in der Nähe ist, hilft nicht mal Leberwurst damit er zurückkommt. Er muss geholt werden und Lisi kennt dann kein Radi mehr: Hoppla an die Leine mit dem Knaben!
Der Steg ist nicht groß. Wenn drei Schiffen da liegen ist er voll. Meistens treffen wir freundliche und nette Leute. Manchmal auch nicht. Auf alle Fälle ist es nie langweilig in Asselt.

Eine Weile sitzen schon eine ältere Dame und eine junge Frau im Gras und erzählen sehr lebhaft. Ich denke es ist die Oma mit ihrer Enkelin. Dann kommt ein kleineres Boot und legt an. Das Wassertaxi ist da. Die Großmama kommt die Sache etwas ungeheuer vor und traut der Gaudi nicht. Sie beobachtet das Ganze skeptisch und hat deutlich mehr vertrauen in ihr Hackel Stecken als in dem Boot.
 
 
Das Boot wackelt verdächtigt als sie einsteigt doch mit vereinten Kräften schafft sie es und man legt los. Sogar an einem Sonnenschirm ist gedacht. Omi ist auch nicht ohne: sie hat ihr Kappi auf!

  
 
Der Schiffshund Happy beruhigt ihr. Er trägt zwar eine Rettungsweste, hat sie noch nie gebraucht, sagt er ihr.
Nach einer guten Stunde kehren sie zurück. Jetzt geht die ganze Prozedur rückwärts los. Oma ist nicht so beweglich und es wert sich beim Aufstehen. Egal wie die Männer ihr unter die Arme greifen sie hockt und bleibt hocken. Lisi saust umme, steigt rein ins Boot, schaut das Weiberle an und sagt: Kimm Großmam, pack ma’s!“ und ruck-zuck steht Oma auf ihren Beine. Ganz verdattert schaut sie Lisi an bedankt sich dann ganz herzlich. Enkelin und Oma gehen zum Auto und die Skipper legen los. Ohne Happy.




Keiner bemerkt dass er nicht an Bord ist. Erst wenn ich einige Male belle und Manfred schaut weshalb ich so einen Krawall mache, sieht er Happy stehen. Happy stört es nicht. Er markiert seinen neu erworbenen Rayon. Manfred hupt mit dem Schiffshorn doch das scheint Zwecklos zu sein. Schließlich bemerkt die Crew das etwas fehlt und kommt zurück; Happy hupft hinein und die Sache hat sich.  

Regelmäßig sind die Fischer da zum Wettfischen. Am Anfang gab es  „Probleme“ als wir anlegen wollten. Ein Herr schrie uns an dass wir nicht anlegen dürften. Lisi hörte am Accent dass es ein Limburger war und fragte ihm im Limburgischen Dialekt wer dies behauptete. „Ich“, schrie er noch lauter zurück. Da drauf schaute sie ihm an, zog ihren Schultern und ich dachte schon OOOOOOOO, der bekommt eine Antwort die ihm nicht passen wird. Genauso war es. „Und du meinst dies nutzt etwas wenn du das sagst?“ Wir haben angelegt und die Fischer haben gefischt. Wenn wir jetzt kommen, wird nichts mehr gesagt.




Im Mai spielt das Wetter verrückt: dieses Wochenende hat es fast 30 Grat. Der Bauer hat die erste Mahd schon hinter sich. Auf dem Feld kann man jetzt gut  Drachen steigen lassen.
Morgan gefallen die fremden Dinge am Himmel überhaupt nicht. Wie er sie anknurrt der Hirsch!

In Juni geht die Temperatur runter und es bleibt frisch. Im Hafen beim Nachbar hat ein Schiff angelegt wo sie es wohl sehr kalt hat.

Nach unserem Urlaub in Frankreich kehren wir zurück nach Asselt und machen neue Bekanntschaften.




Bei diesem Schäferweibi hat unser Weiberheld mal keine Chance. Sie schaut ihn überhaupt nicht an. Da kann er sich ins Zeug legen wie er will. Sogar seine Sprüche bringen ihn da nicht weiter. „Was will denn die Kuh, such’ i mi a Andere“, mault er zum Schluss zu mir.
Übrigens die Lady traut sich was; sie geht ohne mit den Augen zu zwinkern einfach auf mein Schiff! Nicht nur das; sie geht sogar hinein, springt runter, begutachtet alles und erscheint mit einem zufriedenen Blick wieder. Ich habe ihr deutlich gemacht dass sie froh sein kann eine Matz zu sein. Da ist Neugier ja zu genehmigen. 




Mittlerweile ist es Mitte August. Die Schule hat begonnen und für Lisi  heißt es sogar noch im Wochenende „Schularbeit erledigen“. Ich schaue es mir nicht an. Wenn sie so weiter macht, haut es ihr wieder vom Stangl. Da kann Manfred sagen „kürzer treten“, er redet dagegen einen Betonkopf der nur von einem Sprengmeister gesprengt werden kann. 



Morgan, die Sau, hat einen toten stink Fisch gefressen. „Du stinkst sieben Seemeilen weit im Gegenwind aus der Pappen!“ sage ich zu ihm. „Macht nix, der Stank vergeht und nebenbei ich schmecke nichts! Lege dich wie ich mit dem Wind“ meint der Schlaumeier.





Eines Abends kommt in der Dämmerung noch ein kleines Boot angefahren und liegt an. Zwei Leute und ein Dobermannweibi steigen aus. Morgan schüttelt schon seine Mänen und begibt sich hinaus im Mondschein. Die Dame ist jedoch ängstlich und verkriegt sich beim Frauchen. Pech gehabt!










Am nächsten Tag wird die Bekanntmachung wiederholt. Schaut aus als ob jetzt etwas draus werden könnte. Beiden bleiben jedoch auf eigenem Gebiet und schauen sich so in die Augen. Was für ein Kasperltheater! 



Manfred ist in Gespräch gekommen mit den Neu-angekommenen. Es sind nette Leute und am Abend sitzen, besser gesagt, stehen wir noch eine Weile zusammen.

Wenn wir nach eine Woche wieder kommen, liegt schon ein Schiff da. Ein älteres Ehepaar sitzt draußen und hilft uns beim anlegen. Es sind Deutschen mit Venlo als Heimathafen. Zum großen Verdruss von Morgan ist kein Hundenweibi an Bord. Am späten Nachmittag kommt überraschend noch ein Boot. Es sind die Dobermann Deutschen und für Morgan ist der Tag gerettet. Auf Nacht legt dann noch ein Holz-Segelschiff an.



Am Abend zeigt der Dad sein können. Er redet ziemliche gerne. So gerne dass die andere Anwesenden seine Schnaufpause benutzen etwas sagen zu können. Dies muss dann schnell geschehen, denn Dad ist im Fahrt! Er zeigt uns seinen Haken an dem er eine Klammer gebastelt hat die das Touw klemmt wenn seine Gattin es in der Schleuse um Bolder werfen soll. „Verrutschen kann da nichts mehr!“ sagt Dad stolz!  


Die Sonne ist schon längst unter gegangen als ein Jeder seine Koje aufsucht und es ruhig wird am Steg in Asselt. Dies war ein sehr schöner Abend.
 


 Manchmal packt Lisi die Putz Wut. Wir müssen dann draußen bleiben. Erst wenn nichts mehr hinaus fliegt und der Putzkübel mit Huten verstaut ist, schauen wir vorsichtig hinein ob es gestattet ist das Schiff zu betreten. Alles stinkt dann nach Putzseife!

Die Doberman-Deutschen treffen wir noch mal in Asselt. Manfred bekommt dann unerwartet seinen Häring zurück den er das vorige Mal verschwitzt hat mit zu nehmen. 




Morgan behält den Griller im Augen und meint er könnte etwas fladern. Obwohl er ein Meister in das Fladern ist, wird er sich da anstrengen müssen. Die Leute passen gut auf  ihren Würstchen auf! 


Logo wird auch gewandert. Die Gegend ist super. Nicht so bärig wie in Tirol oder in Frankreich aber fürs Wochenende sind wir  zufrieden damit.  

Manchmal verirrt sich ein Boot aus unserem Hafen nach Asselt. „Schau da ist das Hanssum Fahndl im Mast!“, sagt Lisi erstaunt zum Manfred als das Boot heran kommt. „Und die wollen anlegen!“. Das Boot kenne ich, die Leute weniger, den Hund sehr gut. Er ist ein lieber Kerl und in Ordnung. Er kennt seinen Platz und ist kein Angeber. Solche Hunde mag ich! Er ist die ganze Zeit bei uns. Nicht nur weil es da etwas zu mamfen gibt, wir spielen auch zusammen mit dem Ball.
Leider sind sie am Sonntag schon wieder weg als wir in der Früh hinaus kommen.

Der Herbst hat seine letzten schönen Tage. Wir winken unsere Bekannten aus und hoffen dass wir uns im nächsten Sommer wieder in Asselt treffen.

Die Tage werden kürzer und die Nächte kälter. Die Uhr ist auf Winterzeit zurück gestellt, am Abend schaut Manfred fern und wir liegen alleine am Steg in der Nacht. Am Tag sind, wie meistens, die Fischer da.

Lisi genießt die Herbstsonne außerhalb des Winds und ich liege bei ihr auf dem Gang Bord „Tja Derke, dies wird wohl für Heuer unser letztes Boote-Wochenende sein. Wir haben schon ende Oktober und für die kommende Nacht ist Nachtfrost angesagt. „ 
  
Am nächsten Tag ist es reifig und der Nebel hängt tief über dem Wasser. Die Fischer haben Wettfischen und sitzen wie Geister am Ufer.  
 
Nach dem Frühstück hängt der Nebel noch tief. Erst gegen Mittag lockert es auf. Nach dem Essen gehen wir ein Trummi die Maas entlang. Wenn Moidl sich durch die Wolken kämpfen kann, ist es sofort angenehm. Wenn sie es nicht schaft, ist es Schneekalt!